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Losung

Losung für Donnerstag, 28. März 2024
Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.
Sprüche 14,34

Jesus ging nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg. Es folgten ihm aber auch die Jünger. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!
Lukas 22,39-40

© Evangelische Brüder-Unität

März 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

wie werden wir in diesem Jahr Ostern feiern können?
Noch im Sommer habe ich nicht daran gezweifelt, dass wir an Ostern wieder gemeinsam im Gemeindehaus frühstücken werden. Doch diese Zuversicht hat sich als naiv erwiesen. Und jetzt frage ich mich vorsichtig: Werden wir wenigstens wieder ganz „normal“
unsere Gottesdienste feiern können wie in den Jahren zuvor, wenn auch leider ohne Osterfrühstück? Oder werden wir uns wieder darauf
beschränken müssen, mit Abstand die Osterkerze in der nur von den Kerzen am Kreuz erleuchteten Kirche - immerhin bei schöner
Orgelmusik - abzuholen? Das werden die nächsten Wochen zeigen. Ich persönlich habe diese andere, stille und meditative Art von „Ostergottesdienst“ 2020 sehr genossen, zumal wir danach noch mit einem schönen Sonnenaufgang belohnt wurden.
Der Lockdown machte offensichtlich auch kreativ und tatsächlich ist auch in dieser Zeit manches gewachsen (siehe Folgeartikel).
Lockdown herrschte auch vor dem allerersten Osterfest, nachdem
Jesus gekreuzigt worden war: Alles, was er in die Welt gebracht

hatte, seine Nähe zu den Menschen, die Liebe, mit denen er ihnen begegnete, die Hoffnung auf eine andere gerechtere und friedliche Welt, die Bewegung, die durch ihn ins Leben gerufen wurde, all das war von heute auf morgen vorbei.
Lockdown in jeder Hinsicht. Der Tod ist der schlimmste Lockdown, den wir uns vorstellen können. Und doch ist selbst in jener Zeit viel gewachsen, wenn wir der biblischen Auferstehungsgeschichte

Glauben schenken:

Menschen, die am Boden zerstört waren, fanden neue Hoffnung.
Das neue Leben, das Jesu Freunde und Freundinnen mit ihm begonnen hatten, schien jäh zu Ende. Vorbei war mit seinem Tod die Hoffnung, dass Jesus der König einer besseren Welt sein könnte, Doch plötzlich eröffneten sich neue Möglichkeiten. Hatte er nicht gesagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch schon da.“? Sieht es also vielleicht ganz anders aus, als sie sich das vorgestellt hatten? Nicht mit einem König auf herkömmliche Art? Und dieser Gedanke schuf neue Möglichkeiten: Wenn es schon da ist, wieso kann es dann nicht weitergetragen werden durch sie? Und so kamen Menschen, die vor Trauer wie gelähmt waren, plötzlich in Bewegung: All das, was Jesus gelebt hatte, konnte auch nach seinem Tod weitergetragen werden durch sie. Und so kam es, dass Jesu Botschaft sich weiter verbreitete. Das Christentum, das mit ein paar einzelnen Menschen um Jesus begonnen hatte, entwickelte sich zur Weltreligion.
Die Hoffnung, dass es bald ein „Nach-Corona“ geben wird, habe ich nun schon seit geraumer Zeit aufgegeben. Doch was sich in dieser Zeit entwickelt hat, ist die Hoffnung, dass es auch in dieser Krise Momente geben kann, in denen ich spüre, dass das Leben die

Oberhand behält:

Wenn ich sehe, wie Menschen lernen, kreativ mit der Situation

umzugehen, wenn vielleicht auch notgedrungen. (Ich schaue hier jetzt ganz bewusst einmal auf Positives, auch wenn ich weiß,

dass für viele die Situation aus mancherlei Gründen wirklich unerträglich ist.)
Wenn ich sehe, was sich in dieser Zeit in den Gemeinden entwickelt hat. Manchmal gab es plötzlich wie aus heiterem Himmel eine neue Idee.
Wenn ich auf die Unterstützung sehe, die ich gerade durch das neue Presbyterium immer wieder erfahre, obwohl wir noch nicht einmal „richtig“ getagt haben.

Wenn ich darauf schaue, wieviel sich Menschen jetzt auch gegenseitig unterstützen, versuchen, anderen eine Freude zu bereiten, ihr

Bestes geben in den Altenheimen, damit die Krise gemeistert werden kann. Und so manches mehr. Manchmal kommt auch plötzlich einfach eine wundersame Kraft von irgendwoher, wenn ich sie gerade brauche.

Für mich blitzt dabei etwas vom Reich Gottes unter uns auf, auch mitten in der Krise: kleine Zeichen der Auferstehung mitten im
Alltag. Wenn ich nur darauf warte, dass „Corona endlich vorbei ist“, werde ich mit Sicherheit frustriert. Deshalb will ich versuchen, die kleinen Zeichen der Auferstehung mitten in meinem Leben in der Krise zu entdecken. Sicher - für viele sind die wirklich schwer zu finden, und doch bin ich gewiss, es gibt sie auch bei ihnen.
Diese kleinen Zeichen, sie sind für mich Vorboten für eine
Auferstehung, die all meine Vorstellungen übersteigt. Wer weiß,
wie viele Möglichkeiten, von denen ich bisher nichts geahnt hatte, ich jetzt entdecken kann?
Ich wünsche allen ein fröhliches Auferstehen! 

Ihre Pfarrerin Annette Leppla