Losung
Losung für Freitag, 06. Dezember 2024
Ach HERR, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgereckten Arm, und es ist kein Ding vor dir unmöglich.
Jeremia 32,17
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16
© Evangelische Brüder-Unität
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist. Johannes 11,27 (Monatsspruch März2006 )
Liebe Gemeinde,
unser Monatsspruch gehört zu der Erzählung von der Auferweckung des Lazarus im Johannesevangelium, Kapitel 11: Der Bruder von Martha und Maria ist gestorben und schon seit Tagen begraben, als Jesus endlich kommt, um nach ihm zu sehen. Die Trauer ist groß, und Martha sagt mit gelindem Vorwurf zu Jesus: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder Lazarus wäre nicht gestorben." Aber sie hat noch einen Funken Hoffnung: „Auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben."
Jesus spricht nun mit Martha über die Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten. Martha teilt diese Hoffnung, sie bezieht sie aber auf die Auferstehung, die am Jüngsten Tag erwartet wird. Jesus jedoch meint die Gegenwart, nicht nur eine ferne Zukunft. Er spricht den Satz aus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben." Und dann folgt die Frage an Martha: „Glaubst du das?"
Daraufhin sagt Martha die Worte: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist."
Im weiteren Verlauf der Erzählung werden sehr anschaulich die Trauer der Familie des Lazarus und das tiefe Mitgefühl Jesu geschildert. Sehr anschaulich, mit sinnlicher Wahrnehmung („er stinkt schon", Vers 39). Das an sich unmögliche Wunder geschieht: Jesus ruft Lazarus tatsächlich aus dem Grab.
Ich lade Sie nun ein, mit mir ein gedankliches Experiment zu ma-chen: Nehmen Sie einmal an, Sie wären an Marthas Stelle die Ge-sprächspartnerin, der Gesprächs-partner von Jesus. Sie hät-ten/haben ähnlich Schweres erlebt wie Martha. Könnten/können Sie Jesu Frage „Glaubst du, dass ich, Jesus, die Auferstehung und das Leben bin?“ so beantworten wie Martha? „Ja, Herr, ich glaube!“
Es ist schon kühn, wenn wir auf unseren Beerdigungen am offenen Grab Jesu Wort sagen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Wir haben ja gerade das Gegenteil er-lebt, unsere Machtlosigkeit gegen das Sterben und gegen den Tod! Aber so ist Glaube: Er akzeptiert nicht einfach die Endgültigkeit des Sichtbaren, sondern Glaube ist Vertrauen auf Jesu Wort. Glau-ben im christlichen Sinn ist kein Für-Wahr-Halten von Lehren, die naturwissenschaftlichen Erkennt-nissen widersprechen. Christlicher Glaube ist das Vertrauen, die per-sönliche Gewissheit, dass Gott mein Leben bestimmt und es gut mit mir meint, auch wenn ich sein Handeln oft nicht verstehe. Für diesen Glauben gibt es keine „Be-weise“, aber gute Gründe. Und Zweifel gehören dazu. Gott hält sie aus. Ich denke, Gott und Jesus sind Zweifelnde mindestens genau so lieb wie Menschen, die zu allem Ja und Amen sagen.
Jesu Frage zielt auf unser persönli-ches Bekenntnis: „Glaubst du, dass ich die Auferstehung und das Leben bin?“ ‚Glaubst du, dass ich dich durch dein Leben geleite – bis in alle Ewigkeit? Kannst du dir meine Liebe schenken lassen?’ An Palm-sonntag, am 9. April 2006, werden uns unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden sagen, was sie glau-ben und wie sie mit Gott an ihrer Seite durchs Leben gehen wollen.
Lassen wir alle uns fragen: „Glaubst du …?“
Ich wünsche Ihnen Vertrauen,
Ihr Pfarrer G. Hussong