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Losung

Losung für Dienstag, 19. März 2024
Zuflucht ist bei dem Gott, der von alters her ist.
5.Mose 33,27

Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.
Johannes 14,1-2

© Evangelische Brüder-Unität

Petrus sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.    

Monatsspruch Juni 2009                Apostelgeschichte 10,34-35              

 

Liebe Gemeinde,

 

wer gehört dazu? Diese Frage kennen wir seit unseren Kindertagen: „Darf ich mitspielen?“, haben wir sicher auch gefragt; und waren erleichtert, wenn wir dazugehören durften, und waren enttäuscht, wenn wir ausgeschlossen wurden.

Dazugehören – oder nicht: Damals, in urchristlicher Zeit, war sich der Apostel Petrus ganz sicher, wer zur Jesusgemeinde gehört und wer nicht. Um dazuzu- gehören, musste man aus dem jüdischen Volk sein oder den jüdischen Glauben angenommen haben, um dann den Juden Jesus von Nazareth als den verheißenen Messias bekennen zu können. So hat sich Petrus das gedacht und mit ihm viele andere: Das ist Wahrheit  und daran gibt es nichts zu rütteln. Petrus bedeutet übersetzt Fels - und um diesen Stein zu erweichen, muss Gott selber ran. Gott schafft es, Petrus zu einer ganz wichtigen Erkenntnis zu bringen, der Monatsspruch Juni, siehe oben, fasst sie zusammen.

Gott hat das fein eingefädelt, damals, in Cäsarea, im Heiligen Land: Petrus und Kornelius haben beide eine Erscheinung,  die sie zueinander führt. Sie können gar nicht anders, als dem Engel Gottes und der Stimme zu folgen. Kornelius ist Römer, ein Nichtjude, und doch ein Mann, den der jüdische Glaube fasziniert, der am Synagogengottesdienst teilnimmt. Formell ist er nicht zum jüdischen Glauben übergetreten.  So muss er nicht die Reinheitsgebote beachten, was für einen Mann wie Petrus selbstverständlich ist. Nach diesen Geboten sind diejenigen unrein, die diese Gebote nicht beachten. Mit ihnen können die gläubigen Juden und Christen nicht essen, ja, ihr Haus nicht betreten, um sich selbst nicht zu verunreinigen. Die ersten Christen verstehen sich als Juden, weshalb  für sie selbstverständlich auch diese Gesetze gelten. Das hat zur Konsequenz, dass „Unreine“ von der urchristlichen Gemeinde zunächst ausgeschlossen sind.

In der Erscheinung des Petrus in Kapitel 10 der Apostelgeschichte kom­men Tiere vor, die nach der Thora - dem jüdischen Gesetz - nicht koscher, also unrein, sind. Petrus wird von Gott aufgefordert, sie zu schlachten und zu essen. Mit der Antwort Gottes in der Erscheinung an den entsetzten Petrus: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne Du nicht verboten“ wird grundsätzlich die Frage geklärt, ob Petrus zu Kornelius, dem Nichtjuden, gehen darf und mit ihm christliche Gemeinschaft halten, mit ihm essen, ja, ihn taufen darf.

Die Erzählung vom Hauptmann Kornelius trägt dazu bei, eine wichtige theologische Frage in der Urchristenheit zu klären: Gilt der Bund Gottes allen Menschen - oder nur denen, die aus seinem erwählten Volk Israel stammen? Die Antwort ist eindeutig und für Petrus eine umwerfende Erkenntnis: Alle Menschen, gleich welcher kulturellen Herkunft, sind Gott willkommen, wenn sie Gott als den Schöpfer und Herrn ihres Lebens anerkennen und tun, was dem Gebot der Liebe entspricht. So überwindet Gott die Grenzen zwischen den Völkern, so öffnet er die Urkirche für die ganze Welt. Das ist für Petrus nicht leicht zu akzeptieren, es zerstört sein Koordinatensystem, das ihm immer sicher angezeigt hat, wer dazugehören darf und wer nicht. Aber Gott macht keine Unterschiede: Er lässt auf Kornelius, auf seine Familie und auf viele andere Römer den Heiligen Geist kommen. Da geht es nicht anders, Petrus muss erlauben, dass die „Heiden“ sich taufen lassen, ohne vorher im Vollsinn Juden zu werden, ohne die eigene Volkszugehörigkeit aufzugeben. Ein bahnbrechender Schritt: Der Anfang der Entstehung von Kirchen und Gemeinden rund um den Globus, in 2000 Jahren. Darin gab es viele dunkle Zeiten der Mission, deren Folgen bis heute ganze Kulturen prägen. Die Kirchen stehen zu ihrer Schuld. Und haben gelernt. Ein neues, ein partnerschaftliches Missionsverständnis ist im 20. Jahrhundert entstanden.

Wir Menschen können nicht anders, als in Unterscheidungen und Abgrenzungen zu denken. Wir leben in Gruppen und die Gruppendynamik in unseren Lebensbezügen  hilft uns, unseren Platz zu finden. Leider neigen wir dazu, mit unseren Vorurteilen und Urteilen Grenzen und Kriterien zu zementieren: Du darfst dabei sein – du nicht! Geschlossene Gesellschaft!

Die Bibel aber sagt uns: Schaut auf Gott, wie er es gemacht hat! Er hat Menschen wie Petrus dazu gebracht, die gängigen Grenzen zu überwinden und neue, lebensdienliche Kriterien einzuführen: Kriterien, Unterscheidungsmerkmale, die sich der menschlichen Verfügung letztendlich entziehen: Gottvertrauen und Nächstenliebe.

Wir können um beides immer nur bitten, und dazu lade ich Sie und Euch ein mit den Worten eines Liedes von 1981, von Eugen Eckart:

 

1. Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite:

Herr erbarme dich.

 

2. Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt,

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke:

Herr erbarme dich.

 

3. Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme:

Herr erbarme dich.

 

4. Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat:

Herr erbarme dich.

 

So gewandelt und befreit können wir Grenzen überwinden, können wir vom „Ich“ zum „Wir“ finden, zu einem guten Miteinander mit neuen gemeinsamen Werten.

Gott traut es uns zu. Dass mehr miteinander geht.

 

Ihr Pfarrer G. Hussong

Petrus sagte: Wahrhaftig, jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist.    

Monatsspruch Juni 2009                Apostelgeschichte 10,34-35              

 

Liebe Gemeinde,

 

wer gehört dazu? Diese Frage kennen wir seit unseren Kindertagen: „Darf ich mitspielen?“, haben wir sicher auch gefragt; und waren erleichtert, wenn wir dazugehören durften, und waren enttäuscht, wenn wir ausgeschlossen wurden.

Dazugehören – oder nicht: Damals, in urchristlicher Zeit, war sich der Apostel Petrus ganz sicher, wer zur Jesusgemeinde gehört und wer nicht. Um dazuzu- gehören, musste man aus dem jüdischen Volk sein oder den jüdischen Glauben angenommen haben, um dann den Juden Jesus von Nazareth als den verheißenen Messias bekennen zu können. So hat sich Petrus das gedacht und mit ihm viele andere: Das ist Wahrheit  und daran gibt es nichts zu rütteln. Petrus bedeutet übersetzt Fels - und um diesen Stein zu erweichen, muss Gott selber ran. Gott schafft es, Petrus zu einer ganz wichtigen Erkenntnis zu bringen, der Monatsspruch Juni, siehe oben, fasst sie zusammen.

Gott hat das fein eingefädelt, damals, in Cäsarea, im Heiligen Land: Petrus und Kornelius haben beide eine Erscheinung,  die sie zueinander führt. Sie können gar nicht anders, als dem Engel Gottes und der Stimme zu folgen. Kornelius ist Römer, ein Nichtjude, und doch ein Mann, den der jüdische Glaube fasziniert, der am Synagogengottesdienst teilnimmt. Formell ist er nicht zum jüdischen Glauben übergetreten.  So muss er nicht die Reinheitsgebote beachten, was für einen Mann wie Petrus selbstverständlich ist. Nach diesen Geboten sind diejenigen unrein, die diese Gebote nicht beachten. Mit ihnen können die gläubigen Juden und Christen nicht essen, ja, ihr Haus nicht betreten, um sich selbst nicht zu verunreinigen. Die ersten Christen verstehen sich als Juden, weshalb  für sie selbstverständlich auch diese Gesetze gelten. Das hat zur Konsequenz, dass „Unreine“ von der urchristlichen Gemeinde zunächst ausgeschlossen sind.

In der Erscheinung des Petrus in Kapitel 10 der Apostelgeschichte kom­men Tiere vor, die nach der Thora - dem jüdischen Gesetz - nicht koscher, also unrein, sind. Petrus wird von Gott aufgefordert, sie zu schlachten und zu essen. Mit der Antwort Gottes in der Erscheinung an den entsetzten Petrus: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne Du nicht verboten“ wird grundsätzlich die Frage geklärt, ob Petrus zu Kornelius, dem Nichtjuden, gehen darf und mit ihm christliche Gemeinschaft halten, mit ihm essen, ja, ihn taufen darf.

Die Erzählung vom Hauptmann Kornelius trägt dazu bei, eine wichtige theologische Frage in der Urchristenheit zu klären: Gilt der Bund Gottes allen Menschen - oder nur denen, die aus seinem erwählten Volk Israel stammen? Die Antwort ist eindeutig und für Petrus eine umwerfende Erkenntnis: Alle Menschen, gleich welcher kulturellen Herkunft, sind Gott willkommen, wenn sie Gott als den Schöpfer und Herrn ihres Lebens anerkennen und tun, was dem Gebot der Liebe entspricht. So überwindet Gott die Grenzen zwischen den Völkern, so öffnet er die Urkirche für die ganze Welt. Das ist für Petrus nicht leicht zu akzeptieren, es zerstört sein Koordinatensystem, das ihm immer sicher angezeigt hat, wer dazugehören darf und wer nicht. Aber Gott macht keine Unterschiede: Er lässt auf Kornelius, auf seine Familie und auf viele andere Römer den Heiligen Geist kommen. Da geht es nicht anders, Petrus muss erlauben, dass die „Heiden“ sich taufen lassen, ohne vorher im Vollsinn Juden zu werden, ohne die eigene Volkszugehörigkeit aufzugeben. Ein bahnbrechender Schritt: Der Anfang der Entstehung von Kirchen und Gemeinden rund um den Globus, in 2000 Jahren. Darin gab es viele dunkle Zeiten der Mission, deren Folgen bis heute ganze Kulturen prägen. Die Kirchen stehen zu ihrer Schuld. Und haben gelernt. Ein neues, ein partnerschaftliches Missionsverständnis ist im 20. Jahrhundert entstanden.

Wir Menschen können nicht anders, als in Unterscheidungen und Abgrenzungen zu denken. Wir leben in Gruppen und die Gruppendynamik in unseren Lebensbezügen  hilft uns, unseren Platz zu finden. Leider neigen wir dazu, mit unseren Vorurteilen und Urteilen Grenzen und Kriterien zu zementieren: Du darfst dabei sein – du nicht! Geschlossene Gesellschaft!

Die Bibel aber sagt uns: Schaut auf Gott, wie er es gemacht hat! Er hat Menschen wie Petrus dazu gebracht, die gängigen Grenzen zu überwinden und neue, lebensdienliche Kriterien einzuführen: Kriterien, Unterscheidungsmerkmale, die sich der menschlichen Verfügung letztendlich entziehen: Gottvertrauen und Nächstenliebe.

Wir können um beides immer nur bitten, und dazu lade ich Sie und Euch ein mit den Worten eines Liedes von 1981, von Eugen Eckart:

 

1. Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite:

Herr erbarme dich.

 

2. Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt,

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke:

Herr erbarme dich.

 

3. Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme:

Herr erbarme dich.

 

4. Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat:

Herr erbarme dich.

 

So gewandelt und befreit können wir Grenzen überwinden, können wir vom „Ich“ zum „Wir“ finden, zu einem guten Miteinander mit neuen gemeinsamen Werten.

Gott traut es uns zu. Dass mehr miteinander geht.

 

Ihr Pfarrer G. Hussong