Losung
Losung für Freitag, 06. Dezember 2024
Ach HERR, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgereckten Arm, und es ist kein Ding vor dir unmöglich.
Jeremia 32,17
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16
© Evangelische Brüder-Unität
Liebe Leserinnen und Leser,
jeden Morgen beim Vorbeiradeln hat sie mich in diesem Sommer beeindruckt, diese Wegwarte, die sich vor der Kirche und dem Gemeindehaus zwischen Bordstein und Straßenbelag hervorgearbeitet hat. Welche Zähigkeit und welche Genügsamkeit braucht es, bis diese zarte Blüte in ihrem leuchtenden und himmlischen Blau erblüht ist. Eine Schönheit ist sie, aber auf bescheidene Weise, nicht erhaben wie die Rose, oft genug wird sie als Unkraut bekämpft. Wir sehen sie häufig an Wegrändern, oft prachtvoller als dieses Exemplar. Doch diese hier steht für mich auf besondere Weise für Beharrlichkeit und Treue. Nach der Legende sind die Blüten der Wegwarte die blauen Augen eines Mädchens, das am Wegrand beharrlich auf die Rückkehr seines Liebsten wartet.
So wie diese Wegwarte beeindrucken mich Menschen, die, ohne großes Geschrei zu machen, stetig und tapfer ihren Weg gehen trotz widriger Umstände und sich dabei nicht unterkriegen lassen.
„Es sind nicht immer die Lauten stark, auch wenn sie lautstark sind. Es gibt so viele, denen das Leben ganz leise viel echter gelingt.“ , heißt es in einem Lied von Konstantin Wecker. Viele Jahre früher drückt das der Apostel Paulus so aus:
„Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
(2. Korinther 12,9).
Doch die Wegwarte kann noch anderes: Schon lange vor Christi Geburt wurde dieses Heilkraut als Gemüse verwendet und bis heute dient sie im Zichorienkaffee als Kaffeeersatz. Schon früh wurde sie als Heilmittel bei vielen Leiden eingesetzt, was ihr den Titel der „Heilpflanze des Jahres 2020“ eingebracht hat.
Warum also nicht an diesem Erntedankfest einmal auch für all die anderen Pflanzen danken, die wir nicht selbst angepflanzt haben, sondern, die einfach so wachsen, da wo wir sie kaum vermuten?
Sie erfreuen uns mit ihren schönen Farben und stärken unsere Körper und Seelen mit ihrer Heilkraft und nähren Bienen und viele andere Insekten. Diese von Gott ganz umsonst geschenkten Wunder der Natur finden meist wenig Beachtung. Doch in den letzten Monaten hat es sich ja in mancherlei Hinsicht gezeigt, wie gut es ist, etwas bescheidener zu werden und auch die Menschen in den Berufsgruppen mehr zu achten, die in dieser Zeit beharrlich und tapfer ihren Dienst im Gesundheits- und Pflegebereich oder in den Lebensmittelläden taten, damit es uns weiterhin gutgeht.
Die Wegwarte als Heilpflanze des Jahres 2020 ist für mich eine sehr passende Wahl: Sie regt mich an zum Nachdenken über all das und auch darüber, ob sich nicht womöglich wahre Schönheit da zeigt, wo wir sie vielleicht am wenigsten suchen: An den Wegrändern, in beharrlicher Kraft, im Trotz gegen das, was das Leben hindern will.
Einen gesunden Herbst wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Annette Leppla