Losung
Losung für Freitag, 06. Dezember 2024
Ach HERR, siehe, du hast Himmel und Erde gemacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgereckten Arm, und es ist kein Ding vor dir unmöglich.
Jeremia 32,17
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16
© Evangelische Brüder-Unität
Jesus Christus spricht: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Matthäus 16,26 (Monatsspruch September 2007)
Liebe Gemeinde!
Es wäre ein ganz normaler, sonniger Tag in den Sommerferien gewesen, der Dienstag, der 17. Juli 2007 – wenn da nicht das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit einem Paukenschlag ein Zeichen gesetzt hätte: Die Live-Berichterstattung von der Tour de France wurde während der Rennetappe eingestellt – aus Ärger, aus Wut, aus Enttäuschung über Radrennfahrer, Rennteams und den Radrennsport überhaupt. Die positive A-Probe des T-Mobile-Fahrers Patrik Sinkewitz brachte das Fass zum Überlaufen. Gerade hatten Radprofis vergangener Jahre ihre Dopingpraxis öffentlich gestanden; die Tour de France 2007 sollte einen neuen Anfang markieren, die Zukunft sollte nun endlich dem sauberen Radrennsports gehören; und da ließ sich einer der jungen Fahrer erwischen: Die Verantwortlichen bei ARD und ZDF fühlten sich tief gedemütigt und hintergangen. Doch was ging in dem Radrennfahrer Sinkewitz vor? Zwei Tage vorher hatte er sich im Rennen verletzt, musste aufgeben und lag frisch operiert im Krankenhaus. Da erhielt er die Nachricht des positiven Dopingtests … Was für Pläne und Träume mag er gehabt haben, welche Hoffnungen für seine Profikarriere: lukrative Werbeverträge, Geld im Überfluss? Mit anderen Fahrern war er ausgezogen, um den Olymp der Radrennfahrer zu besteigen – und nun?
Jesus Christus spricht: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Es ist wichtig, dass man sich Ziele setzt im Leben, das dürfen auch große Ziele sein: Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten, ein gutes Verhältnis zu Familie und Freunden, die Welt kennenlernen, Träume verwirklichen. Doch muss man unbedingt die „Welt gewinnen“ wie in der Antike Alexander der Große oder heute …(setzen Sie bitte selber einen Namen ein)? „Welt gewinnen“ bedeutet Macht erlangen und Macht korrumpiert. Mit Macht und Geld und Ruhm muss man umgehen lernen. Es gibt Menschen, die das gelernt haben – viele können es nicht: Sie bleiben selber auf der Strecke, sie verändern sich zum Negativen – und merken es meist nicht. Prinzipen und Werte fallen über Bord:
„Schaden an seiner Seele nehmen“ – das kann jeder und jedem von uns passieren; gut, wenn noch Menschen um uns sind (die Eltern, der Partner, die Kinder, Freundinnen und Freunde), die uns Warntafeln vor Augen stellen; gut, wenn es Menschen um uns gibt, die uns die Veränderungen unserer Persönlichkeit zurückspiegeln. Gut, wenn wir ihnen vertrauen können, dass sie uns helfen wollen, weil wir ihnen wichtig sind. Sie wollen nicht und wir wollen nicht und Jesus will es nicht, dass wir Schaden an unserer Seele nehmen.
Die Worte des Monatsspruchs stehen im Zusammenhang der Nachfolge. Jesus ruft seine Anhänger auf: Nehmt „Euer Kreuz“ auf Euch und folgt mir nach! Nehmt um des Reiches Gottes willen auch Leiden in Kauf. Geht den Weg eines guten Lebens, und Ihr werdet Euer Leben neu gewinnen!
Ein anderer Radprofi, Jan Ullrich, wollte am 21. Juli 2003 ganz oben auf dem Siegespodest in Paris stehen. Doch während einer Bergetappe stürzte sein schärfster und übermächtiger Rivale Lance Armstrong. Daraus hätte Ullrich Kapitel schlagen und wertvolle Minuten auf Armstrong gutmachen können. Was tat Ullrich? Er wartete, bis Armstrong wieder im Sattel saß und Tritt gefasst hatte. Armstrong fuhr dann auf und davon und Ullrich gewann das Rennen 2003 wieder nicht. Manchen harten Vorwurf musste Jan Ullrich sich nach dieser großzügigen Geste anhören. Ich sehe in Ullrichs Reaktion damals ein Aufblitzen von Fairness, Mitleid und Menschlichkeit, wie es im harten „Profigeschäft“ selten vorkommt. Wenn Ullrich auch danach und bis heute negative Schlagzeilen schrieb – da war ein Augenblick lang Reich Gottes, da war Liebe wichtiger als Macht, da war das Wir wichtiger als das Ich. Da war ein Augenblick lang ein Mensch so wie Gott ihn gemeint hat: Einer, der nicht Schaden an seiner Seele genommen hat, sondern im wirklichen Sinne reich wurde.
Dass wir diesen inneren Reichtum bekommen, dafür müssen wir nicht Jan Ullrich heißen – er kann uns allen zuteil werden, wenn wir es wollen. es liegt an uns und unserem Umgang mit Macht, Geld und Ruhm.
Ihr Pfarrer G. Hussong